HfTL erforscht die Grenzen von IR-Lasern zur 3D-Sturzerkennung
Eine ältere Frau stürzt in ihrer Wohnung. Sie ist allein und kann sich nicht selbst helfen. Um solch ein Szenario in Zukunft zu verhindern, forschen Ingenieure und Wissenschaftler der Deutschen Telekom AG an automatischen Alarmierungssystemen. Die Hochschule für Telekommunikation (HfTL) in Leipzig ist mit einem fünfköpfigen Team tief in diese Arbeiten integriert. Eine von ihnen ist Evelin Mazny. Die 27-jährige hat für ihre Bachelor-Arbeit (Titel: „Die Auswirkungen der optischen Eigenschaften alltäglicher Gegenstände auf diePersonenerkennung mittels strukturierten Lichts“) die speziellen Eigenschaften eines Laserscanners eruiert. Nach ihrem Bachelorstudium ist sie nun Mitarbeiterin der Deutschen Telekom und arbeitet berufsbegleitend an ihrem Masterabschluss. Das Thema der Sturzerkennung eröffnet die Möglichkeit einer interessanten Industriekooperation mit der T-Systems International GmbH in München. Die verwendeten Laserscanner werden in Unterhaltungsgeräten wie die „Kinect“, der Videospielkonsole Xbox 360, eingesetzt. Ihre Besonderheit ist, dass der Spieler mit seinen Hand- und Fußbewegungen das Spiel steuert. Da diese Hardware besonders geeignet zur Personenerkennung ist, kann man sie auch als Sturzdetektor verwenden.
„Faszinierend für mich waren die Streueigenschaften etwa an Grünpflanzen.“, erklärt Evelin Mazny. Daraufhin hat sie den Laserscanner in einer gewöhnlichen Wohnumgebung auf mögliche Fehlerquellen hin untersucht und erstaunliche Ergebnisse erzielt. Sie fragte sich, welche Störquellen die Personenerkennung am stärksten beeinflussen und fand heraus: Handelsübliche Ventilatoren, bestimmte Fußböden und sogar eine ganz normale Grünpflanze. Die von den Blättern ausgeführten winzigen Bewegungen rufen eine Streuung des Laserlichts hervor, die zu Fehlinterpretationen und letztlich die Alarmierung negativ beeinflussen könnten.
Demgegenüber kann ein Infrarotlaser Wasserdampf nicht durchdringen somit wird die Person für den Sensor unsichtbar und es kann im Bedarfsfall keine Hilfe aktiviert werden. In Badräumen warten noch weitere komplexe Probleme. Evelin Mazny ergänzt: „In einem Spiegel ‚sieht’ das Programm eine andere Person im Spiegelbild und nimmt an, dass diese dem Gestürzten helfen kann.“ Auch hier würde das softwareunterstützte Kamerasystem den nötigen Hausnotruf nicht absetzen.
Die Ergebnisse ihrer Bachelor-Arbeit präsentierte Evelin Mazny den Vertretern des Kooperationspartners T-System aus München. Die Mitarbeiter wollen nun die Erkenntnisse der Studentin in die Weiterentwicklung einfließen lassen.
Evelin Mazny wünscht sich, dass die Sturzdetektion in Zukunft so perfektioniert wird, dass sie für Privatpersonen zugelassen und ihre Anschaffung von den Pflegekassen finanziert wird. Denn gedacht ist sie vor allem für ältere Menschen, die durch Kreislauf- oder andere gesundheitliche Probleme zwar stark sturzgefährdet sind, dennoch nicht ins Altersheim gehen, sondern in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben wollen.
Und wie sieht es aus mit der Datensicherheit, einem der brisantesten Aspekte in diesem
Zusammenhang? Obwohl Evelin Mazny wie die meisten IT-Experten Sicherheitslücken nie ganz ausschließen kann, so beruhigt ihre Aussage doch, dass die Bilddaten vom System in der Wohnung ausgewertet werden und dann ein Alarm ähnlich einer SMS abgesetzt wird.